Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Trumpf offen für Defensiv-Waffen

Es geht um Drohnenabwehr / Unklar ist, ob auch am Standort Schramberg künftig für Laserwaffen geforscht wird

Der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf aus Ditzingen mit einer Tochter in Schramberg will von seiner bisher geltenden Linie „keine Rüstungsproduktion“ abweichen. Wie als erstes die Neue Züricher Zeitung am Montag berichtet hat, steige das Unternehmen „in die Lasertechnik zur Drohnenabwehr ein“.

Ditzingen/Schramberg. Der SWR berichtet von langen Diskussionen in der Eigentümerfamilie. Das Ergebnis sei, das Unternehmen werde „seine Laser ausschließlich für Verteidigungswaffen zur Verfügung stellen“. 

Keine gegen Menschen gerichteten Waffen

Es bleibe aber dabei, dass Trumpf keine Technologie für Waffen liefere, die gegen den Menschen gerichtet seien, zitiert der SWR das Unternehmen.

Inwiefern der Standort Schramberg bei diesen Plänen eine Rolle spielt, bleibt offen. In den Berichten ist nur von der Zentrale in Ditzingen die Rede. Trumpf produziert auch in Ditzingen Laser, allerdings andere als in Schramberg bei Trumpf Laser.

sulgen ansichten wasserturm industrie trumpf 210723 (40)
Blick auf das Sulgener Industriegebiet vom Wasserturm. In der Mitte Trumpf Laser. Archiv-Foto: him

Die Rüstungsindustrie arbeitet schon lange dran

Solche Laserabwehrsysteme existieren bereits seit langem. Die Firma MDBA stellt sie beispielsweise her. Wie sie funktionieren, kann man hier in einem zehn Jahre alten Video sehen.

Die britische Armee testet ebenfalls eine Laserwaffe gegen Drohnen. „Da die meisten Kleindrohnen nicht geschützt sind, über brennbare Akkus sowie sehr viel schmelzbares Plastik verfügen, können gerichtete Laser eine große Wirkung entfalten“, erläutert dazu Dorothee Frank auf Defence.Network.com.

Der Laserstrahl hat eine Drohne verbrutzelt. Screenshot aus einem Video der britischen Armee.

Auch ein deutsch-niederländisches Konsortium hat eine solche Waffe gebaut. Das Problem, der Laserstrahl muss für eine gewisse Zeit auf der sich bewegenden Drohne bleiben, um seine Wirkung zu entfalten. Auch Regen- oder Nebeltropfen würden den Laserstrahl brechen. Schließlich brauchen die Laserwaffen sehr viel Energie.

Ein Münchner Start-up, Sky Laser Defence, hat ebenfalls ein System zur Drohnenabwehr entwickelt und der Bundeswehr vorgestellt.

Australier haben fertiges System

Auch in Australien arbeitet ein Unternehmen im Auftrag eines europäischen NATO-Landes an einem Drohnen-Abwehrsystem, Auftragswert gut 70 Millionen Euro. Die Firma EOS verweist auf die sehr niedrigen Kosten pro Schuss: Nicht einmal 10 Cent. Der Nürnberger Diehl-Konzern vertritt EOS in Deutschland.

Das israelische Unternehmen Rafael hat solche Laser-Abwehrkanonen an die dortige Armee geliefert. Diese hat sie bereits im Krieg gegen die Hisbollah eingesetzt. Auch Rheinmetall arbeitet laut eigenen Angaben an High Energy Lasern zur Bekämpfung von Kleinstzielen.

Der Markt für solche Laser ist also da. Mal sehen, ob Trumpf tatsächlich einsteigt.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button